Election campaign in Thuringia: Wagenknecht in her kindergarten | Politics

Lutz Liebscher (39) steht an der Kaufhalle in Jena-Lobeda und kämpft ums politische „Überleben“. Er sitzt für die SPD im Landtag Thüringen und will da auch wieder hin. Doch es sieht nicht wirklich gut aus für den Wahltag, den 1. September: „Sechs bis sieben Prozent, mehr dürfte es wohl nicht mehr werden am, Sonntag“, sagt Liebscher am Wahlkampfständchen der Kanzler-Partei.

SPD-Wahlkämpfer Lutz Liebscher (39) aus Jena

SPD-Wahlkämpfer Lutz Liebscher (39) aus Jena

Foto: Christian Knieps

Die Ampel säuft hier ab: Die SPD geht in Thüringen unter. Die FDP und die Grünen bekommen nicht einmal ein Gnadenbrot: nur drei Prozent sagen die Umfragen!

Aber eine andere feiert gleich nebenan in Jena-Lobeda Wiederauferstehung: Die Altkommunistin Sahra Wagenknecht (55) mit dem Bündnis, das ihren Namen trägt. Sie ist von hier: Als Kleinkind lebte sie bei Omi um die Ecke in Jena-Göschwitz. Von 1969 bis 1975. Im Kindergarten war sie kurz – es ging nicht gut, sagt sie. Als Klein-Sahra Abc-Schützin wurde, zog sie zur Mutti nach Berlin. Auf dem Friedhof liegen Oma Ursula (†2010) und Opa Herbert (†2011).

Drüben in Göschwitz sitzt Lothar S. (69) mit seiner Frau im Biergarten an der Saale und findet „die Wagenknecht super“. Und: „Wenn die Merkel fertig gemacht hat – das war ein Fest! Die tickt richtig. Links oder rechts, ist doch egal – es geht um Vernunft. Und wir gehören zu Russland – schon seit dem Zaren.“

Bahnhof ihrer Kindheit: Sahra Wagenknecht wuchs zunächst bei ihrer Oma in Jena-Göschwitz auf

Foto: Christian Knieps

Wagenknecht, die einst laut Statistik faulste Abgeordnete des Bundestages, wird ihren knapp 600 Fans als unermüdliche Arbeiterin angekündigt. Die Wahl-Saarländerin redet von „unserem schönen Thüringen“, lässt Kanzler Scholz in Berlin „halluzinieren“. Es geht gegen die Grünen – der Name der Chefin Ricarda Lang reicht für Häme und Applaus.

Thüringerin hat „Verständnis dafür, dass so viele AfD wählen“

Traut der Wagenknecht und deren Linken-Truppe nicht: Heidemarie Eifler (77)

Foto: Christian Knieps

Heidemarie Eifler (77) war in Wagenknechts Kinderheimat Göschwitz früher Kindergärtnerin und wählt „die Wagenknecht und deren linke Splittergruppe nicht“. Sie habe „Verständnis dafür, dass so viele AfD wählen“. Warum? „Die Leute haben Frust wegen der Kriege und Altersarmut und all dem, was nicht gut läuft.“

Wagenknechts Partei ist ein geschlossenes Kollektiv. Es gilt der Satz aus dem DDR-Restaurant: Sie werden platziert! Wer rein klommt – das entscheidet Wagenknecht im Mini-Zirkel. In Jena seien es knapp 30 bis 50 Unterstützer, sagt die Wahlkampfhelferin. Aber Mitglieder? „Weniger als 10.“ Man wolle sich ja „erst mal kennenlernen“.

Wagenknecht ist bei den Energiepreisen (Russen-Gas: billig, gut; Ami-Gas: böse, dreckig, Ampel: blöd, gefährlich). Sie will: „Die große Wende bei Krieg und Frieden“, redet von bösen deutschen Waffen in der Ukraine. Sie will: „Frieden!“ Großer Jubel! Freuden-Pfiffe!

▶︎ Was sie dabei mal wieder verschweigt: Dass Kreml-Diktator Wladimir Putin (71) gar keinen Frieden will.

Daniel S. (26) aus Jena-Göschwitz sagt: „In Thüringen wählt man alternativ“

Foto: Christian Knieps

Daniel S. (26), in Göschwitz geboren, nennt Wagenknecht „eine Alternative“. Er verstehe, warum SPD, CDU, Grüne und FDP hier absaufen: „Es gibt keine Bindung zu diesen Parteien hier, mit denen kann sich doch kaum einer identifizieren.“

Wagenknecht erklärt, US-Raketen, die bei uns stationiert werden sollen, sollten in Wahrheit nur einem Erstschlag gegen Moskau dienen. Was, so Wagenknecht, wenn ein Russe das nun falsch verstünde und auf den Knopf drückt?! Da ist er wieder: ihr Opfer-Russe.

In ihrer selbst gestrickten Welt passt eins zum anderen.

Ukrainer demonstrieren gegen Wagenknecht

Als Ukrainer demonstrieren, kippt die Stimmung am Bühnenrand …

Foto: Christian Knieps

Nur als die andere Welt einbricht, kommt Ärger: Knapp zehn Ukrainer demonstrieren zum Ende am Bühnenrand. Und da klingen die Wagenknechtis nicht anders als die Fans des Thüringer AfD-Faschisten Björn Höcke (52): „Schmarotzer!“, „Faschisten!“, „Alle nach Hause, sofort!“, „Verprügeln!“ und: „Alle an die Ostfront!“

… sie ernten Hass und Gewaltdrohungen von Wagenknecht-Fans

Foto: Christian Knieps

SPD-Mann Liebscher hat da seine paar Zettel mit Thüringen-Themen schon verteilt. Er wird das Nachsehen haben. Wagenknecht ist Bundesliga und will Weltfrieden – und zieht weiter auf dem Weg, der die kleine Sahra aus Jena-Göschwitz wieder nach Berlin in den Bundestag führen soll.

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