Klemens Haselsteiner war seit 2020 Vorstandsmitglied und seit zwei Jahren dessen Vorsitzender. Der dreifache Vater war einer von vier Söhnen des Industriellen Hans Peter Haselsteiner. Die Familie Haselsteiner hält 30,7 Prozent der Anteile an der im Leitindex ATX der Wiener Börse notierten Strabag SE.
Strabag gehört zur Riege der führenden Baukonzerne Europas mit 78.000 Mitarbeitern und floriert. Das Unternehmen punktet Auch dank der Energiewende in Deutschland mit großen Aufträgen. Haselsteiner war der erste Digitalvorstand der Gesellschaft. In dieser Funktion hat er viele Weichen im Konzern für einen nachhaltigen Umbau gestellt. Beispielsweise setzte er Roboter ein, die mit täglichen Rundgängen über eine Baustelle per Kamera und Laserscanner den Baufortschritt mit dem Plan vergleichen. Die Automatisierung kam auch in der Baustellen-Absperrung, Fahrbahn-Markierung und Reparatur von Asphaltdecken zur Anwendung.
Strabag sah Haselsteiner als Technikpartner für Jungunternehmen und wollte den Konzern von den Innovationen profitieren lassen. Mit dem Gütersloher Start-up Schüttflix beispielsweise, das eine digitale Plattform zur automatisierten Lieferung und Abrechnung von Schüttgütern wie Sand und Kies entwickelt hat, arbeitete der Industrielle zusammen und beteiligte sich an dem Jungunternehmen. Recycling und grüne Fassaden waren für ihn im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit wichtige Konzepte. Feinstaubschluckendes Moos und schadstoffmindernder Asphalt sind Beispiele für die Innovationen, mit denen Strabag punkten will. Auch der 3D-Druck gehört dazu.
So vehement wie Haselsteiner die Dekarbonisierung vorantrieb, suchte er auch neue Märkte. Noch im Dezember war die Übernahme eines Spezialisten für Infrastrukturbau und damit der Einstieg in den australischen Markt unter Dach und Fach gebracht worden. Das wäre ein Ausweg aus der Zwickmühle, in der sich Strabag zuletzt strategisch befunden hatte. Russland, von seinem Vater Hans Peter Haselsteiner einst favorisiert, war seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 als Markt endgültig passé: Mit dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska als Strabag-Miteigentümer, wegen der Sanktionen als Gesellschafter entmachtet, waren wiederum auch Märkte wie etwa die Vereinigten Staaten schwierig.
-Aufgewachsen ist der ausgebildete Betriebswirt in Südtirol, wo der Name nicht so prominent ist wie in Österreich. Nach einem Studienabschluss an der De Paul University in Chicago begann er in der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Österreich zu arbeiten. In das Bauunternehmen trat er 2011 in Russland ein , nach Absolvierung des Zivildiensts und Tätigkeit in einem russischen Industriekonzern. Dort war er auch mit dem zentralen Controlling betraut.
Ab 2015 war er bei der deutschen Konzerngesellschaft Ed. Züblin AG (Direktion Stuttgart) tätig – zunächst als kaufmännischer Bereichsleiter für den Schlüsselfertigbau, dann als kaufmännischer Direktionsleiter, bevor er in den Vorstand einzog. Verantwortet hat er auch bekannte Bauprojekte etwa für Axel Springer in Berlin, Daimler in Stuttgart oder Adidas im fränkischen Herzogenaurach. Auch das Großprojekt Stuttgart 21 gehört dazu.