Es schien zuletzt aufgrund einer Serie von Umfragen, als habe die Demokratin Kamala Harris (60) in den letzten Wahlkampftagen den Wind im Rücken. Aber: Wird ihr Kontrahent Donald Trump (78) in Wählerbefragungen wieder unterschätzt – so wie schon 2016 und 2020?
Die „New York Times“ hat ihre letzte Umfrage veröffentlicht, die in Kooperation mit dem Siena College entstand. Im Fokus: die „Swing States“, also die sieben wahlentscheidenden Kampf-Bundesstaaten. Die demoskopischen Daten zeigen eine insgesamt gemischte Bilanz – aber Auch einen Puls für Harris.
► Demnach liegt Harris in Georgia (+1 Prozent), Nevada (+3 Prozent), North Carolina (+3 Prozent) und Wisconsin (+3 Prozent) vorn.
► Trump führt in Arizona (+4 Prozent) und Michigan (+1 Prozent).
► Im wichtigsten „Swing State“ Pennsylvania liegen beide gleich auf.
Stark im Süden, aber die „Blaue Wand“ wackelt
Obwohl sich Harris über ihre neue Stärke in Nevada und Georgia freuen kann, geben ihr die Daten aus dem Mittleren Westen Anlass zur Sorge.
Denn: Neben Pennsylvania bilden Michigan und Wisconsin die sogenannte „Blaue Wand“. Ein Durchmarsch in allen drei Staaten bringt das Weiße Haus in greifbare Nähe. Auch wenn Harris dort in dieser letzten Umfrage an Boden gutmachte, wackelt die Blaue Wand „mehr denn je“, schreibt die „New York Times“.
Ermutigend für die Vize-Präsidentin ist jedoch, dass sie bei Schwarzen und Latinos ein wenig aufholen konnte – wichtige Säulen ihrer zum Sieg nötigen „Wählerkoalition“. Harris führt nun bei Afroamerikanern mit 84 zu elf Prozent, bei Hispanics mit 56 zu 35 Prozent.
Wähler, die sich erst „in den letzten Tagen“ entschieden, wollten mit 58 zu 42 Prozent für Harris stimmen. Das deutet auf Aufwind in der Zielgeraden hin. Einer der Gründe könnte das jüngste Medien-Inferno gegen Trump mit schrillen Faschismus- und Rassismus-Vorwürfen sein.
Trump-Anhänger sind von Demoskopen schwerer erreichbar
Das Blatt gesteht aber auch ein, dass Trumps wahre Stärke in den Meinungsumfragen unterschätzt werden könnte: Denn bei Demokraten sei es um 16 Prozentpunkte wahrscheinlicher, dass sie auf Anrufe und andere Erhebungsmethoden reagierten als Trump-Anhänger.
Das erinnert an 2016, als die damalige Kandidatin Hillary Clinton (77) in Umfragen knapp führte – aber dann verlor. 2020 lag Präsident Joe Biden (81) national 7,2 Punkten vorne. Er gewann nur ganz knapp.
Team Trump kritisierte die Erhebungen als traditionell zu links und unzuverlässig. „Die ‚New York Times‘ gab in ihrem Bericht sogar hilfsbereit zu, dass es für sie schwieriger war, republikanische Wähler zu erreichen als in ihren Umfragen für 2020, die notorisch ungenau waren“, sagte nun Sprecher Tony Fabrizio.