Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) hat am Mittwochabend die FDP aus der Regierung geworfen. Was viele verwunderte: Seine Zornes-Rede, in der er ganz persönlich mit seinem geschassten Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) abrechnete, hatte er von einem Teleprompter abgelesen. Dabei hatten die Koalitionäre noch wenige Minuten zuvor verhandelt, ein Ergebnis stand bis dahin gar nicht fest. Trotzdem hatte Scholz eine fertige Rede parat.
Lindner sprach auch deshalb anschließend von einem „kalkulierten Bruch“. Mehrere FDP-Politiker wiederholten den Vorwurf seitdem.
SPD hatte sich auf Ampel-Aus vorbereitet
► Hat Scholz die Ampel also mit Vorbereitung platzen lassen? Das wollte ARD-Talkmasterin Sandra Maischberger (58) am Donnerstag von SPD-Chef Lars Klingbeil (46) wissen. Und der räumte ein, dass die SPD sich schon vor dem Bruch mit der FDP auf das Ampel-Aus vorbereitet hatte.
Klingbeil antwortete: „Es war doch die letzten Wochen für jeden offensichtlich, dass Christian Lindner rauswill. Da gehört zu einer Professionalität, die ich als Parteivorsitzender auch zu verantworten habe, dass man sich auf unterschiedliche Szenarien vorbereitet.“
Scholz habe immer eine Lösung gewollt, sagte der SPD-Chef. „Aber es war immer klar, es kann an diesem Abend auch zu einem Bruch kommen. Und dafür bereitet man dann natürlich auch etwas vor.“
Klingbeil erzählte, dass das auch eine Lehre aus der Vergangenheit gewesen sei. „Als ich Generalsekretär der SPD wurde, habe ich damals in meiner ersten Sitzung die Frage gestellt: Was machen wir, wenn die Jamaika-Verhandlungen scheitern?“, erzählte der heutige Partei-Chef aus dem Jahr 2017. Ihm sei damals geantwortet worden, dass die Sondierungen zwischen CDU, Grünen und FDP nicht scheitern würden. Als es dann doch passierte („Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“), habe die SPD nicht gewusst, wie sie reagieren sollte.
Deshalb bereitete das Scholz-Team jetzt die Ampel-Aus-Rede vor.
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