Sie spielt eine Frau, deren Grenzen gewaltsam verletzt werden. Und ging dabei in einer sehr intimen Szene auch über ihre eigenen.
Maria Furtwängler meldete sich am Mittwochabend mit einer Hauptrolle zur besten Sendezeit zurück. In „Bis zur Wahrheit“ (20.15 Uhr, ARD) verkörpert sie eine Frau ihres Alters, die nach einer ausgelassenen Sommerparty vom Sohn (Damian Hardung) ihrer besten Freundin im Swimmingpool vergewaltigt wird.
Maria Furtwängler zu BILD: „Ich glaube, viele Frauen kennen die Situation sehr gut, dass sie überrumpelt werden und aus dem Nichts heraus einer Übergriffigkeit ausgeliefert sind. Ich erinnere mich durchaus auch an Situationen, in denen meine Grenzen verletzt wurden und in denen ich nicht so reagiert habe, wie ich es im Nachhinein gern getan hätte.“
Sie sagt außerdem: „Ich kenne die Erfahrung, nicht so adäquat reagieren zu können, wie man müsste, weil man in diesen Situationen eben keinen kühlen Kopf behält. Das gilt natürlich in noch intensiverem Maße bei Opfern einer Vergewaltigung, die nicht selten von einer regelrechten Schockstarre berichten.“
An welche Situation in ihrem eigenen Leben erinnert sie sich? „Das ist mir ein paarmal im beruflichen Kontext passiert. Da hört man sich dann so Sprüche an wie: ,Wir sind doch das fahrende Volk … hab Dich doch nicht so …‘ Ich war so überfordert damit und auch so perplex. Im Nachhinein habe ich mich natürlich gefragt, warum ich diese Männer, die sich hinter der Bühne oder am Filmset übergriffig verhalten haben, nicht sofort in die Schranken gewiesen oder ihnen eine geschmiert habe.“
Weiter sagt die Mutter von zwei Kindern: „Wir haben ja die ungute Tradition schematischer Bilder von Tätern und Opfern. Die meisten Vergewaltiger sind aber eben nicht die gefährlichen Fremden, die im Dunkeln aus dem Gebüsch springen, sodass man sofort extremste Gefahr verspürt. Nein, die meisten Übergriffe in Sachen sexualisierter Gewalt geschehen im direkten Umfeld. Leute, mit denen man locker, lässig und vielleicht auch mal flirtiv umgeht. Und plötzlich wird eine Grenze überschritten.“
„Obwohl man keine nackte Haut sieht …“
„Das zu drehen war nicht einfach und hat mich viel Überwindung gekostet. Ohne meine großartige Regisseurin Saralisa Volm hätte ich das so nicht hinbekommen. Die Szene hinterher zu sehen war allerdings auch nicht einfach. Obwohl man keine nackte Haut sieht, ist die Szene sehr intim.“
Und weiter: „Ich glaube eine Frau, die masturbiert, ist im deutschen Fernsehen deutlich seltener zu sehen als ein masturbierender Mann. Und in meinem Alter schon gleich gar nicht.“
Kennt Maria Furtwängler abseits der Kamera Frauen, die mit den Söhnen ihrer Freundinnen flirten? Sie lächelt. „Es sind jedenfalls nicht nur die Väter, die mit den Freundinnen der Töchter flirten. Die Inspiration zu diesem Film kam aus meinem Freundeskreis. Die Söhne einer Freundin haben öfter mal mit mir geflirtet. Eine Zeit lang hieß es von einem in meine Richtung dann immer: ‚Hey, da kommt ja meine Lieblings-MILF …‘“ (kurz für: „Mom I’d Like to Fuck“, Anm. d. Red).
Den Titel fand Maria Furtwängler erst ganz charmant
Und ist das ein Kompliment? „Ach, im ersten Moment fand ich das eigentlich ganz charmant. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto weniger gefiel mir das. Und ich habe mich dann auch gefragt, zu wem die besagte Freundin gehalten hätte, wenn es wirklich zu einem Übergriff gekommen wäre: zu mir oder zu ihrem Sohn. Und wenn ich mir umgekehrt überlege, wie es wäre, die Söhne meiner Freundin SILF‘s zu nennen, also ,Sons I‘d Like to Fuck’, weiß ich auch nicht, wie das ankäme.“
Die umgekehrte Konstellation habe außerdem einen entscheidenden Unterschied: „Das Ding ist ja, dass wir uns als Frauen sexuell nicht so aggressiv verhalten können, weil etwas Essenzielles fehlt: Wenn er keine Lust hat, kann es zu keinem Übergriff kommen …“