Sechstes GOLD für Deutschland!
Weitsprung-Gigant Markus Rehm (36) schreibt deutsche Sportgeschichte. Der gebürtige Göppinger holt in Paris sein viertes Paralympics-Gold mit einer Bestweite von 8,13 Meter. Es ist die erste GOLD-Medaille in der Para-Leichtathletik für Deutschland 2024 in Frankreich.
Silber geht an den US-Athleten Derek Loccident (26), Bronze schnappt sich sein Kollege Jarryd Wallace (34).
Was für eine Leistung!
Nach Gold in London, Rio und Tokio gelingt dem unterschenkelamputierten Athlet in Paris der nächste Triumph. Wahnsinn. Seit 14 Jahren ist Rehm ungeschlagen und auch in Paris nicht zu stoppen. Das 16. Gold in Folge bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und Paralympics.
Im Gegensatz zu anderen Leichtathleten (Schäfer, Kappel, Streng) ist Rehm seiner großen Favoritenrolle am Mittwochabend im Stade de France gerecht geworden. Im ersten Versuch landet Rehm noch bei 7,89 Meter. Bei seinem zweiten Sprung legt der Deutsche noch etwas drauf, erreicht eine Weite von 8,04 Meter.
Viele deutsche Fans fiebern mit dem Paralympics-Sieger mit und pushen ihn auch mit einem Plakat „Let’s go, Markus!“. Darunter ist ein Pfeil abgebildet mit der 9-Meter-Marke, das letzte große Ziel seiner Karriere.
Seinen besten Versuch hebt er sich fast bis zum Schluss auf. GOLD-Sprung mit 8,13 Meter im fünften Durchgang. Wahnsinn! Rehm ist eine Klasse für sich. Vier der sechs Durchgänge entschied er locker für sich.
Dabei war 2024 bislang eigentlich nicht sein Jahr. Vor wenigen Tagen sagte Rehm noch. „Dieses Jahr ist noch nicht ganz so mein Jahr muss ich gestehen. Es läuft nicht ganz so rund wie das Training es vielleicht versprechen könnte. Wir sind richtig stark geworden im Kraftraum. Richtig schnell eigentlich. Die Zubringerwerte sind total super, aber irgendwie stimmt der Rhythmus noch nicht so richtig.“
Den Weltrekordsprung von 8,72 Meter aus dem Juni 2023 und den Paralympischen Rekord von Rio 2016 (8,21) verpasst er. Bei Olympia hätte er mit dieser Weite auch nicht gewonnen. Da holte sich der Grieche Miltiadis Tendoglou (26) mit 8,48 Meter Gold.
Wie kam er zur Para-Leichtathletik?
Als er 14 Jahre alt war, änderte sich Rehms Leben schlagartig. Beim Wakeboarden geriet er im Jahr 2003 mit seinen Beinen in die Schiffsschraube eines fremden Bootes. Er erlitt eine Blutvergiftung und verlor in der Folge sein rechtes Bein.
Auch wegen seiner großen Weiten kommen immer wieder Diskussionen auf, ob Rehm durch seine Prothese einen Wettbewerbsvorteil gegenüber olympischen Springern hat.
Trotz einer geringeren Anlaufgeschwindigkeit aufgrund der Behinderung soll bei Messungen festgestellt worden sein, dass Rehm mit Prothese eine überdurchschnittlich hohe Absprung-Geschwindigkeit hat.
Die große Frage: Ist die Prothese unfair, da sie quasi wie ein Katapult wirkt?
Der mehrfache Paralympics-Sieger, Welt- und Europameister und ARD-Experte Heinrich Popow (41) zu BILD: „Die Energie, die man aus der Feder haben möchte, muss man auch in die Feder bringen und dann entstehen diese Weiten. Nicht die Technologie treibt den Menschen an, sondern der Mensch die Technologie.“
Sein deutscher Weitsprung-Kollege Noah Bodelier (20) vom TSV Bayer Leverkusen landet beim Debüt auf Platz 6.